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Picknick auf dem Dach

März 21, 2012

An einem Wochenende Anfang März.

Das kleine Kind sucht nach einer Decke. Nach der Picknickdecke.
Ich bin verwirrt. Es ist ganz sicher noch keine Picknickzeit, außerdem irgendwann gegen 23:00 Uhr und überhaupt.
Nein, es will mit Freunden auf ein Dach.
„NEIN“, kreische ich leicht hysterisch, „das will ich gar nicht wissen“. Mir droht schon jedesmal ein Herzinfarkt, wenn ich nachträglich von solchen Vergnügungen erfahre. Nun auch noch nachts! Womöglich noch auf so ein einsturz gefährdetes Abrisshaus! Und ich weiß Bescheid. Wie soll ich denn da schlafen können.
Das Kind, das kleine, beruhigt mich, es sei ein gaaaanz flaches Dach, und nein, es trinkt keinen Alkohol, und ja, es ist vorsichtig.
Na, wer‘s glaubt.
Der nächste Morgen. Es ist Wochenende und die einsetzende senile Bettflucht treibt mich doch schon 8:30 Uhr durch die Wohnung.
Ein Blick ins Zimmer der Teenagers: Bett leer.
Panik durchflutet meinen Körper in heißkalten Wellen. Ich starre das Handy an. Keine Nachricht.
Also rufe ich an. Natürlich hebt niemand ab.
Wie oft kann man einen Teenager an einem Samstag vor 12:00 Uhr anrufen, ohne ihn vor seinen Kumpels, bei denen er/sie sicher schläft (es muss so sein!!!) als Volldeppen dastehen zu lassen (was sich ja ungünstig auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirken würde)? Wie lange halte ich es aus, NICHT anzurufen? Während ich abwäge, schreibe ich eine SMS, formuliere um (Mutter will den Teenager schließlich nicht verärgern zu so früher Stunde), schicke ab.
Prompt ruft das Kind zurück. Oh, es hat 4:00Uhr eine SMS geschickt, damit ich Bescheid weiß (das kann wirklich sein. Letztens habe ich schon eine Nachricht nicht erhalten), und ja, es geht ihm gut, und es tut ihm leid, dass ich mir Sorgen gemacht habe. Ach und ja, das findet es ja nett, dass ich mir Sorgen mache.
Ist es nicht süß? Mein kleines Kind.

Und jetzt, 2 Wochen später, kann ich über die Geschichte sogar lachen. Ein bisschen…

Das Dach, um das es wirklich geht, darf ich hier natürlich nicht zeigen...

Das Dach, um das es wirklich geht, darf ich hier natürlich nicht zeigen...

 

11 Kommentare leave one →
  1. Gudrun permalink
    März 21, 2012 11:35 am

    Als ich neulich meine Tochter besuchte, kletterte jemand gerade über die Mauer am alten verlassenen Fabrikgelände gegenüber. Wir kamen ins Gespräch und der junge Mann erzählte mir, wie schön der Sonnenaufgang war, da oben auf dem Dach. Es gehen Treppen nach oben, ich würde da auch bequem hinkommen. Vielleicht mache ich das auch mal. Wer weiß.

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  2. März 21, 2012 1:47 pm

    Ich glaube, du bist eine ziemlich coole Mutter!

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  3. März 21, 2012 3:00 pm

    hat dein kind schon den führerschein? das waren bei uns damals auch solche ängste…..nachts im winter zur disco…

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  4. Brigitte permalink
    März 21, 2012 4:26 pm

    Davon haben Mütter dann die grauen Haare….
    Wobei ich äußerst dankbar dafür bin, dass das „begleitete Fahren“ erst eingeführt wurde, nachdem die Tochter den Führerschein hatte. Auf dem Beifahrersitz wäre ich wahnsinnig geworden…
    Aber bei uns sind das ja alles tempi passati, nun rege ich mich nur noch pro forma über lange Arbeitszeiten usw. auf. Und ich muss sagen, mir fehlt nix!
    Wie war dein St. Patrick’s Day? Wir waren zur Pizza eingeladen, aber mein Mann nahm extra eine CD von den „Dubliners“ mit, die dann auch von seinem ältesten besten Freund brav eingelegt wurde und die Herren nahmen dann noch mangels irischem Whiskey einen schottischen auf die guten alten Tage (der aber so lange rumgestanden hatte, dass er jegliches Aroma eingebüßt hatte)

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  5. März 21, 2012 5:33 pm

    Führerschein hat sie nicht. Als ich ihr den vor einem Jahr „schenken“ wollte, also die Fahrschule, meinte sie, dass sie keinen haben will.
    Der St. Patrick’s Day ist an mir unbemerkt vorbei gegangen. Aber, weil ich mich da raus gehalten und fern gehalten habe.

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  6. März 21, 2012 6:49 pm

    Man Inch. Kann Deine Panik verstehen. Da hat man keine ruhige Minute bei der Sorge um’s Kind… Ich glaub ich währe da ausgetickt. Aber… Wir waren ja alle mal jünger 🙂

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  7. März 21, 2012 11:31 pm

    wir haben doch früher vergleichbare Sachen gemacht.. vergessen?
    Und ausserdem: solange man noch ordentlich miteinander sprechen kann, ist doch alles halb so wild. Meine haben im 38. Stockwerk des Messeturms wilde Parties gefeiert, damals als das noch ein Rohbau war, der sah da wie ein Skelett aus – leicht mulmig war mir allerdings auch, als sie es hinterher erzählten und wir drüber geredet haben

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  8. März 22, 2012 7:25 am

    Klar waren wir auch mal jung. Und vergessen habe ich das keinesfalls. (Dann würde ich ja auch versuchen, dass zu verbieten). Nur Angst hat mutter trotzdem. Und Panik, wenn das Kind „verschwunden“ ist auch. Unfälle können schließlich immer und überall passieren. Hab ich schließlich schon mal mit der Großen erlebt.
    Was ich früher angestellt habe, erzähle ich lieber nicht. Kind liest schließlich mit *grins*
    Ich kann nur plötzlich MEINE Mutter verstehen. Oder erahne, wie es ihr gegangen sein muss. Denn damals gabs kein Handy. In unserem Haus nicht mal Telefon

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  9. März 23, 2012 1:21 am

    Hier gab es keine Dächer auf denen man feiern konnte, Gott sei Dank. Dafür gabs andere Panikmomente, aber eigentlich kann ich froh und glücklich sein, dass mein Kind nicht mal 10% von dem Mist gebaut hat, den ich in seinem Alter verzapft habe.
    Aber das hab ich ihm auch nie erzählt *g*

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  10. März 24, 2012 2:39 am

    Typisch Mutter! Naja, wir können eben nicht so leicht loslassen, geht mir auch so.
    Glückwunsch zur ‚coolen‘ Tochter!

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