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Odyssee

Oktober 5, 2014

Als ich aus dem Auto steige, ist da plötzlich dieser Schmerz. Huch, wie unpassend. Aber nach ein paar Metern Fußmarsch ist er weg, kommt wieder, als ich mich nach dem Kneipenbesuch erhebe, geht wieder weg.

So läuft das ein paar Tage, auch nach dem Wochenende. Genau bis Donnerstag. Da wird mir dann im Büro ein bisschen schlecht, so weh tut das.

Nee, Kollegin, da gehe ich mal lieber morgen zum Arzt. Auch wenn Freitag ist und das Wochenende nah.

Der Arzt hat so eine Vermutung, will aber die Meinung zweier Kollegen hören. Ich habe Glück und werde noch am selben Tag beim Gynäkologen vorgelassen. Mein Glück ist wahrscheinlich, dass meiner im Urlaub ist und ich zur Vertretung muss und da ist die Dame, die die Termine macht, etwas zugänglicher.

Der Arzt dagegen mault, dass es ja wohl besser gewesen sei, erst zum Chirurgen zu gehen.

Tschuldigung.

Beim Chirurgen gibt’s am Freitag Nachmittag natürlich keinen Termin mehr, aber am Montag. Aber wenns ganz schlimm wird, soll ich ins Krankenhaus gehen.

Was ist ganz schlimm?

Der Chirurg bestätigt die Vermutung des Hausarztes. Leider dürfe man in diesem Stadium heutzutage aber nicht mehr operieren. Und ich soll mal zum Ultraschall. Und wenn die nichts finden, soll ein MRT gemacht werden.

Ich schaue den Chirurgen an. Ultraschall ?M-R-T?

Eh ich da einen Termin kriege…

Ja, er weiß und empfiehlt, persönlich hinzugehen. Nur nicht anrufen! Barmen Sie ein bisschen rum.

Ich fahre in die Klinik. 10 Radiologen praktizieren da. U.a. Nur Ultraschall, Ultraschall machen sie nicht mehr.

Also doch in die andere. Die, wo man, wenn man einen Bandscheibenvorfall hat, zum Beispiel, nach 3 Monaten zum MRT kommen darf.

Na das kann heiter werden.

Doch es sieht gut aus. Die Dame am Empfang zeigt sich beeindruckt von meinem Jammern und ist gewillt, mich einem Arzte unterzujubeln. Sie telefoniert sich durchs Haus. Doch leider: Nur Assistenzärzte in selbigem. Die dürfen keine Diagnosen stellen. Leider.

Ich bin verwirrt. Der Warteraum ist gut gefüllt. Der Empfang auch. 2 Schwestern fertigen dort ab und schicken Patienten in offensichtlich sich in anderen Etagen befindliche Wartesäle. Und niemand da, der eine Diagnose stellen darf?

Doch am Freitag! Am Freitag hat jemand abgesagt, da könne ich kommen.

Jubel.

Das ist nur eine Woche nach meinem ersten Gang zum Arzt.

Ich muss dann gar nicht lange warten. Den Untersucher allerdings muss ich drei Mal fragen, wie er heißt und verstehe ihn dann doch falsch, was ihn ein bisschen nervt.

Dann ultraschallt er in einem Bereich von ca 10 x 6cm. Links und rechts! Immerhin!.

Nein, da sei nichts. Vielleicht weiter oben?

Ja könnten Sie da mal ultraschallen?

Da springt er auf und holt Verstärkung aus dem Nebenzimmer. Aha, eine ältere Kollegin. Ich fange an, den Schmerz noch mal zu beschreiben. Moment, unterbricht mich der junge Untersucher wirsch, die ältere Dame beugt sich über mich. Sie scheint etwas blind zu sein, denn sie spricht zu mir wie zu einem 5 jährigen. Außerdem habe ich alles falsch gemacht. „Wir machen jetzt erst mal da einen Bluttest und dort das.“ Mit „wir“ meint sie nicht uns, sondern den Hausarzt. Und natürlich hätte ich auch schon auf die Idee kommen können. Also doch wir. Der Hausarzt und ich, wir sind zu blöd. Und stehlen diesen hart arbeitenden Menschen die Zeit.

Ich versuche es trotzdem noch mal. Aber wenn Sie der Meinung sind, dass es das und das ist, können Sie da nicht mal gucken. Wenn ich schon mal hier bin? Nein, erklärt mir Madame nachsichtig (ich bin aber auch zu blöd), auf der Überweisung stand Ausschluss von xyz und das haben wir gemacht.

Ich gebe nicht auf: Aber da steht auch „ggf. MRT“. Falls Sie beim Ultraschall nichts finden.

Nun richtet sie sich auf. Vorbei ist es mit der milden Nachsicht dem Kinde gegenüber

„MRT-Termine in 4 Monaten“, bellt sie.

Oh, das ist aber schlecht für Akutpatienten.

„A-kut-pa-tien-ten“, sie wird jetzt fast laut, „ge-hen ins Kran-ken-haus.“

Ich weiß. Meinen letzten MRT-Termin habe ich auch verpasst. Da gings um die Bandscheibe. Die war schon raus, als ich den Termin hatte.

Da fällt mir ein, habe ich den damals abgesagt? Oh nein. Habe ich nicht. Deshalb also diese Behandlung. Die warten seit vier Jahren auf mich, um es mir heimzuzahlen. Schließlich, als ich den Termin verfallen ließ, damals, hätte einem anderen Kranken geholfen werden können. So aber saß mindestens ein Arzt untätig rum.

So muss es sein. Das ist die einzige logische Erklärung. Denn normalerweise behandeln Ärzte Patienten doch nicht so.

Oder?

11 Kommentare leave one →
  1. Oktober 5, 2014 11:00 am

    Oh, das hört sich ja furchtbar an! Ich wünsche Ihnen gute Besserung und dass sich irgendein Arzt zuständig fühlt! Und vielleicht nicht ganz so nachtragend ist! Wir haben jetzt für unseren Jüngsten endlich einen kardiologischen Termin bekommen – beantragt 07/2013 und er wird Ende 01/2015 stattfinden.

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  2. Oktober 5, 2014 2:25 pm

    nein, das tun sie nicht, normalerweise, aber: what the hell is normal? 😉

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  3. Oktober 5, 2014 4:16 pm

    Euja, manchmal tun sie das. Weil immer erstmal gesehen wird, ob jemand anders die Kosten übernehmen kann. Nichts wird einfach entschieden und gemacht.
    Ach Mensch, liebe Inch, ich wünsche dir, dass dir geholfen werden kann. Wir können uns im nächsten Jahr um Schlehen kümmern, aber du darfst keine Schmerzen mehr haben.

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  4. Oktober 6, 2014 6:25 pm

    Ich hasse das. Von Herzen. Diese besch* Dreiklassenmedizin. Früher (aka DDR) ging vieles nicht, wenn man keine Beziehungen hatte, heute muss man oft Privatpatient sein und einen Hausarzt haben, der einem die Pforten öffnet. Akutpatienten gehören ins Krankenhaus. Pffff. Ja, ja, dort sind sie dann eine Fallpauschale.
    (Ich drücke alle Daumen für eine gute Behandlung und schnelle Besserung.)

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  5. Oktober 6, 2014 11:47 pm

    Du hast die Bandscheibe raus? 00. O M G !

    Ich zitiere mal aus „Natürlich sind sie krank! Leitfaden für Hypochonder“ von Rickard Fuchs:

    Wenn Sie zu einem Internisten gehen und sagen, Sie haben Gallenbeschwerden, untersucht er Sie. Der Chirurg entfernt die Gallenblase. Wenn Sie zu einem Hals-Nasen-Ohrenarzt gehen und sagen, Sie haben Halsschmerzen, bekommen Sie Penicillin. Der Chirurg nimmt Ihnen die Mandeln heraus. Wenn Sie zu einem Internisten gehen und er ein Magengeschwür feststellt, gibt er Ihnen ein Medikament dagegen. Der Chirurg entfernt den Magen.
    Gehen Sie nie wegen Kopfschmerzen zu einem Chirurgen!

    Gute Besserung, meine Odyssee beginnt erst in 2 Wochen, vorher war kein Termin frei beim Orthopäden. 🙂

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    • Oktober 7, 2014 7:03 pm

      Wieso OMG? Seit die blöde Bandscheibe raus ist, gehts mir viel besser. Freilich muss ich turnen und so. Aber auch mit Turnen hatte ich sonst jährlich mindestens einen Vorfall. Als ich dann drei hintereinander hatte, habe ich förmlich um die OP gebettelt.

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      • Oktober 8, 2014 12:15 am

        Weil mir (is das wieder peinlich) gar nicht bewusst war, dass man die rausnehmen kann. Ich dachte bei OPs wird da irgendwas gerichtet, aber rausnehmen hört sich gruselig an. Überhaupt hört sich alles gruselig an was mit Rückenoperationen zu tun hat.

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  6. Oktober 7, 2014 2:19 am

    ich drücke alle daumen für eine schnelle und gute behandlung. das klingt ja ganz argentinisch, wir werden auch gerade von pontius zu pilatus geschickt, mrt war schon und trotzdem ist der patient noch nicht in der richtigen behandlung….

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  7. Oktober 7, 2014 7:07 pm

    Danke Euch allen! Das Schlimme ist eigentlich die Ungewissheit. Man wird von Pontius zu Pilatius geschickt, und keiner findet was, so man überhaupt danach sucht.
    Ein Krankenhaus, ein kleines, wäre vielleicht wirklich besser. Aber dazu gehts mir noch zu gut.Lieder nicht gut genug, um auf Arbeit zu hocken. So hocke ich seit drei Wochen zu Hause. Und ehrlich, das TV-Programm ist tödlich (Natürlich lese ich auch, backe Piroschki, handarbeite und schlafe mich ordentlich aus. Ach ja, aller zwei Tage sitze ich noch in Wartezimmern rum)

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  8. Oktober 8, 2014 9:22 am

    Vier Monate für ein MRT? Bin auch „bloß“ Kassenpatient, kenne aber deutlich kürzeres. Und freundlichere Ärzte auch. Trotzdem Wartezeiten im mehrwöchigen Bereich, klar, aber nicht so. In 2 Fällen, jeweils ambulant, nicht stationär. Bei (wenn ich das richtig deute) erträglicheren Symptomen als bei dir. Versuchs mal noch in anderen Praxen.

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  9. Oktober 11, 2014 10:13 am

    Tja, das ist unsere sogenannte soziale Absicherung, für die wir Monat für Monat ziemlich viel Geld abdrücken müssen, und deren Löcher immer größer werden… Vor einer Weile erzählte ich meiner Hausärztin, daß ich beinahe täglich beim Stuhlgang Blut verlieren würde. Anstatt mir eine Überweisung zur Koloskopie bzw. zum Proktologen auszustellen, gab sie mir ein grünes Rezept für einen Sirup, der meinen Stuhl weicher machen würde…
    Ich hoffe, daß dir trotz widriger Umstände schnell geholfen wird, gute Besserung, und eine baldige Genesung!

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