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Gespräche unter Nachbarn

November 13, 2012

oder Wie wasche ich jetzt meine Wäsche?

Zweimal in der Woche kommt ein Typ vom Waschsalon und verkauft für je eine halbe Stunde Chips für  Waschmaschinen und Trockner.

Gestern war es wieder so weit und ich begab mich als 10min nach Eröffnung des Verkaufs in den Keller. Zwei alte, eine davon sehr alt, Nachbarinnen waren in ein Schwätzchen vertieft. Meine Frage nach dem Typen mit den Marken wurde mit „naja, dem ist vielleicht was dazwischen gekommen, der hat ja soviel zu tun, da kommt der manchmal ein paar Minuten später“ beantwortet.

10 min später fuhr ich noch einmal in den Keller. Gleiche Situation, nur dass ich diesmal gar nicht erst fragte.

Und dann, kurz vor dem eigentlichen Ende des Verkaufs stand ich wieder unten. Mit Handy. Und rief in der Firma an. Inzwischen hatten sich ein paar mehr Nachbarn angefunden, sehr junge Nachbarn, und wir warteten gemeinsam darauf, dass der Firmenchef uns, wie versprochen, zurückruft.

Eine gute Gelegenheit, mal nach der Modernisierung und der Mieterhöhung zu fragen.

Was soll ich Ihnen sagen? Ich war in der Runde die einzige, die sich wehrt. Oder die jungen Nachbarn hatten keinen Bock auf die Art Gespräche. Die eine, nicht ganz so alte, regte sich aber furchtbar auf. Und ihr Sohn hätte dies gesagt, und der andere, der ja „auch was hohes ist“, das. Getan hat sie dagegen nichts. „Ich glaube, Sie sollten da mal schriftlich…“, setzte ich an. Unterbrochen wurde ich von der nicht ganz so alten Nachbarin, dass sie schon von Anfang an in diesem Haus wohne. Und damals gabs noch einen Dachgarten.  Und da hätten sie gefeiert. Und niemand hätte was runter geworfen. Aber nun macht ja jeder was er will. Und überhaupt, die plautzen die Türen so laut und haben das Auto vor der Tür und die Tür auf und unterhalten sich so laut. Die zwei sehr jungen Nachbarn fingen schon ein bisschen an zu grinsen. Ich aber nutzte eine Atem-Hol-Pause und meinte, dass das sicher ärgerlich sei, aber das hätte jetzt nicht direkt was mit der Sanierung und der Mieterhöhung zu tun.

Aber der Dachgarten, fing sie wieder an, der sei jetzt geschlossen und die Miete sei deshalb auch nicht gesenkt worden. Und sie hätten doch früher so schön da oben gefeiert. Den 1.Mai…

Jemand hat mir mal gesagt, in dieses Haus seien in den 70er Jahren nur ausgewählte und verdiente, ich hätte jetzt wirklich fast Volksgenossen gesagt, meinte aber natürlich Genossen, ziehen dürfen. Und natürlich solche, die es sich leisten konnten, denn die Miete war für DDR-Verhältnisse hoch. Ich möchte gern glauben, dass es vielleicht auch andere geschafft haben. Aber wenn ich mit ganz alten spreche, die schon von Anfang an hier wohnten, sind das immer welche, die den 1. Mai gefeiert haben.

Eigentlich kein Wunder, dass die den Verkauf von Waschmarken für viel Arbeit halten.

Ps.: Der Firmenchef hat nicht zurück gerufen und der Verkäufer auch nicht.

Und wie wasche ich jetzt meine Wäsche???

16 Kommentare leave one →
  1. November 13, 2012 8:41 am

    Statt Wäsche waschen vielleicht doch eine andere Wohnung suchen…?

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  2. Gudrun permalink
    November 13, 2012 11:02 am

    Das, was Herr Ärmel gerade sagte, lag mir auch gleich auf der Zumnge. Wenn ich daran denke, dass ich dort mal wohnen wollte, zu DDR-Zeiten. 😀 Vielleicht muss ich da jetzt doch nicht so traurig sein, dass ich nicht zu den Auserwählten damals gehörte.
    (Ach ja: Heute hab ich mich nun endlich an den Sarrazin „herangewagt“.)

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  3. November 13, 2012 11:58 am

    Meinen Vorkommentatoren/innen schließe ich mich voll und ganz an: Andere Wohnung suchen…

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  4. Brigitte permalink
    November 13, 2012 4:04 pm

    Ja, wir auch auf der Suche…..aber der Umzug – ich flüstere dir nur mit hohler Stimme ein „115 Kartons“ (vor 9 Jahren) zu. Aber es hilft nix. Wenn wir erstmal unsere Traumwohnung gefunden haben, geht es los. Tapfer sein, Augen zu und durch. Wir können uns ja dann gegenseitig etwas vorjammern/ Mut zusprechen.
    Liebe Grüsse Brigitte
    P.S. Unser Vermieter hält nämlich nix von Mietminderung wegen Bauschäden und damit verbundenen hohen Heizkosten (ca. 1/3 Drittel über normal, wie uns die Dame vom Mieterverein sagte).

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  5. November 13, 2012 4:53 pm

    @all
    Mein Ziel ist immer noch, in der Wohnung zu bleiben. Wenn wir, also der Vermieter und ich, uns irgendwie auf eine Lösung, die da aus einer geringeren Mieterhöhung und einer für mich machbaren Bauphase besteht, einigen können. Diesbezüglich hat sich einiges getan. Ob negativ, positiv oder so lala, werde ich später mal schreiben. Jetzt erhole ich mich von der Anatomischen Lehrsammlung und warte aufs Kleine Kind.

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  6. November 13, 2012 9:57 pm

    Seltsame Sitten, in Deinem/Euren Keller verkauft jemand Chips für Waschmaschinen? Für die Maschinen die im Keller stehen? Ich kenn das nur aus Waschsalons (hab aber ehrlich gesagt keine Ahnung wie das bei uns im Haus gehandhabt wird).

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    • November 13, 2012 11:04 pm

      Ja ja, wir haben einen Waschstützpunkt im Haus. Also einen Waschsalon. Im Keller. Das ist ganz furchbar bequem für mich.

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  7. November 13, 2012 10:57 pm

    Ich finde, dein Haus klingt furchtbar interessant und bietet total viele spannende Abenteuer. Bald kannst du ein Buch schreiben 😉
    Ich hoffe, dass du dich mit dem Vermieter einigen und dort wohnen bleiben kannst.

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  8. Gudrun permalink
    November 13, 2012 11:53 pm

    Liebe Inch, danke für die Einladung, mit dir nach Wurzen zu fahren. Das hätte ich so gerne getan, aber ich muss am WE arbeiten und das auch noch ziemlich zeitig am Nachmittag. Montag habe ich frei, aber da musst du. Ach Mensch!
    Viele, viele Tage frei hab ich vom 15.Dezember bis 15. Januar, aber da ist es bestimmt hundebittergrimmigkalt.

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  9. November 14, 2012 6:25 pm

    und was wurde aus der 1.Mai-Terrasse?

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  10. November 14, 2012 11:30 pm

    Gutes Thema. Ich hoffe, dass die Weste sauber bleibt. die Wohnung bezahlbar, die Nachbarn nett.
    Liebgrüß
    Jürgen

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  11. November 15, 2012 1:42 am

    das mit den münzen versteh ich auch nicht ganz, wie oft in der woche kannst du denn die maschinen bebutzen?! wir hatten damals münz-waschmaschinen, in einem anderen wohnblock einen plan, in den frau sich eintragen mußte oder konnte. mietminderung wegen baulärm und -schmuz haben wir in einer anderen wohnung bekommen. der mieterverein hat uns damals sehr geholfen. bin gespannt, wie´s bei dir weitergeht und drück die daumen!

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  12. November 15, 2012 7:44 am

    Also… Die 1. Mai- Terrasse, also der Dachgarten, wurde gesperrt. Angeblich wegen der Gefahr des Runterfallens. In Wirklichkeit hat der Vermieter das Dach wohl vermietet an jemanden, der jetzt lauter Sendemasten, ich hoffe mal, dass es SENDEmasten sind, darauf montiert hat.
    Und wir haben einen Waschsalon im Keller. Da kann man jeder Zeit waschen. Um aber, weil da ja jeder rein kann, zu verhindern, dass die Kästen mit dem Geld drin aufgebrochen werden, gibt es Waschmarken. Das sind Chips, die man vom Waschsalonbetreiber kauft. Da der aber nicht immer vor Ort ist, kommt der zweimal pro Woche und verkauft die Dinger. Früher mussten wir immer hin in seine Zentrale und die Chips kaufen. Jetzt kommt er eben her.

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  13. November 15, 2012 6:10 pm

    „Bleibet im Hause und wehret euch täglich.“

    Zumindest gegen ungerechtfertigte Mieterhöhungen und gegen zuviel Unbill durch Bauarbeiten, Nachbarn usw.

    Was nun aber mit Deiner Wäsche werden soll: Das weiß ich auch nicht.

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    • November 16, 2012 8:03 am

      Naja, inzwischen hat die Firma eine Krankenvertretung geschickt und ich habe mir so viele Münzen gekauft, dass ich bis Weihnachten ausgesorgt haben sollte.

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  14. Small Move Mountains permalink
    März 12, 2013 10:12 am

    Gut zu wissen, das mit den Chips…war jetzt nen paar Mal schon auf Immoscout, um nach Wohnungen zu schauen, da stand auch viel von Waschplätzen im Keller…so ist das also gemeint…
    Und – liebe Inch, was Du hier so über „alte Genossen“ schreibst…das war ein Grund, warum ich seit 1991 nicht mehr wirklich das Land im Osten zum Wohnen bevorzugt habe…
    Selbst jetzt wohne ich ja im Westen Berlins…
    Aber das mit der Dachterasse ist mega traurig. Was gibt es schöneres, als über den Dächern über Leipzig zu schauen und die Geräusche der Straßenbahn einzufangen 🙂
    Das mit den Chips sollte ich vielleicht im Hinterkopf behalten… 😉

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