Ce plăcere!* (30.08.2012)
Ich hasse Hunde! Rumänische Hunde! Die ganze Nacht haben zwei um die Wette gekläfft. Keine herumstreunenden gefährlichen rumänischen Straßenhunde. Nein! Die gibt es hier nicht. Zwei Hunde mit Familienanschluß. Immer abwechselnd und ausdauernd. Ich habe den kleinen Kläffer in Verdacht, der im 1. Stock des Rohbaus nebenan auf dem zukünftigen Balkon wohnt, und irgendeinen größeren Hofbewachhund.
Ich bin wie gerädert. Erschlagen.
Aber ich bin ja nicht hier zum im Bett rumlümmeln, also folge ich Kerstin artig Richtung Hoteni (hier wird das i übrigens mitgesprochen). Doch in Ocna Sugatac herrscht eine seltsame Geschäftigkeit. Und alle sind so schick angezogen. Fröhlich und erwartungsvoll. Und sie laufen alle zum..
Markt!
Es ist Markttag! Was sage ich.
VIEHMARKT!!!
Wir laufen zwischen den Bauern und Bäuerinnen rum wie Kinder um den Weihnachtsbaum. Schauen zu bei den Verhandlungen und Verkäufen, die mit Handschlag besiegelt werden. Pferde, Kühe, Schweine, Schafe. Alle wird verkauft. Und nebenbei werden die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht. Alle sind fröhlich. Lachen. Scherzen.
Als ein Bauer, ganz modern, seine Färse mit dem Mini-Trecker vorfährt, also die Jungkuh steht natürlich auf dem Hänger, bewundern die Männer eher sein super modernes Fahrzeug und der Besitzer ist sichtlich stolz.
Es ist fast unmöglich, die Leute beim Handeln zu fotografieren, denn wenn sie uns bemerken, stellen sie sich stolz in Positur. Mit ihrem zu verkaufenden oder gerade erworbenen Vieh. Und heimlich zu agieren, ist unmöglich. Wir sind längst selbst zu einer Art Attraktion geworden. So viele Ausländer verlaufen sich nicht hierher, schon gar keine, die tatsächlich LAUFEN.
Es wird auch Saatgut verkauft, Getreide in großen Säcken, Zaumzeug, Töpfe und, ich kann‘s gar nicht glauben, Grabsteine!
Auf der anderen Seite der Straße gibt es alles, was es auf den Dörfern nicht gibt. Kopftücher und Gummistiefel, Regenschirme und seit 20 Jahren aus der Mode gekommene, dafür aber erschwingliche Klamotten.
Nach erfolgreichem Kauf oder Verkauf trinkt man Schnaps und isst was Gegrilltes. Wir genehmigen uns lieber nur einen Kaffee und laufen nach Hoteni.
Weil wir uns ein bisschen dämlich anstellen und nicht wissen, welcher unbefestigte Weg un poco weiter der richtige ist, laufen wir, in der Mittagshitze, einen kleinen Umweg von 7 km.
Als wir das Nachbardorf schließlich erreichen, kommen deren Bewohner grad vom Markt nach Hause. Sie lachen uns zu und rufen, dass sie uns vom Markt her kennen, halten ihre Fuhrwerke an und setzen sich in Positur. Und wenn wir uns trennen, hören wir, wie sie den an den Zaun getretenen Nachbarn zurufen, dass wir Deutsche sind und in Ocna Sugatac wohnen.
Eigentlich wollten wir ja noch nach Breb, haben aber nach dem obligatorischen Besuch bei den Omis im Tante-Emma-Laden und einem kleinen Schwätzchen mit einem Bauern nicht die rechte Lust und laufen, diesmal den richtigen Weg nehmend, zurück.
Ein junge Bäuerin ruft uns etwas zu. Dann lässt sie sich von uns während der Arbeit fotografieren.
Wir kommen am Bad vorbei bzw. an den Bädern. In Rumänien liegt ein Drittel der Europäischen Mineral- und Thermalquellenbestände. Doch der Sinn steht uns nicht nach Schlamm- oder Salzbaden und neben den Becken gibt es nirgends ein schattiges Plätzchen. Aber es soll hier ein Restaurant geben, wo traditionelle einheimische Gerichte serviert werden. Weil wir die Speisekarte so gar nicht deuten können, bestellen wir vorsichtshalber eine Suppe. Wie üblich ist die extrem fettig und gehaltvoll. Und das Fleisch, also, das scheint ne Art Flecken (Pansen) zu sein. Das ist nicht so ganz mein Fall. Aber wenigstens ab und an gehört die heimische Küche einfach auf den Tisch.
Die tägliche Vorauswahl an Bildern (Drauf klicken => groß gucken)
* Welche Freude!
Die meisten Bilder sehen so „langsam“, „geruhsam“ aus, wie ganz weit weg von unserer Hektik …
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Das ist es, das ist es. Und bis jetzt konnte ich mir etwas von der Entschleunigung bewahren, obwohl ich immerhin schon eine Woche zurück bin.
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Schöne Bilder hast Du mitgebracht. Erinnert mich wirklich sehr an unsere Tramptouren in den Achtzigern.
Und der Emil hat Recht: es wirkt allles ziemlich entschleunigt.
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Naja, daa runter in die Maramures bin ich ja nie gekommen. Aber das ist ein anderes Kapitel 😀
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Irgendwie machen deine Bilder immer mehr Lust auf einen Rumänien-Trip… Ich schließe mich Emil und Tonari an, das sieht so idyllisch, bunt, lebensvoll, geruhsam aus…
Du hast nicht zufällig so einen Original-Hut gekauft? Der würde sehr in meine Hutsammlung passen! 😉
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Leider nicht. Ich wäre auch gar nicht auf die Idee gekommen, weil das ja Männerhüte sind. Ach Mensch, das hätte ich vorher wissen sollen…
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Der Suppeninhalt sieht tatsächlich ziemlich gruselig aus, aber zu einem richtigen Abenteuerurlaub gehört so etwas dazu. Ich bevorzuge im Ausland auch immer die einheimische Küche, deshalb war ich noch nie in Korea *g*
Im Berner Oberland sind die Speisekarten zwar für Ausländer auch nicht entzifferbar, das Risiko ist aber überschaubar *g* (obwohl, Kutteln sind in der Schweiz auch beliebt fällt mir grad ein, Glück gehabt)
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Wieso? Wir haben hier einen Koreaner um die Ecke. So eine Art Garküche. Da war ich schon paar Mal. Schmeckt gut ( Sollte ich ihn etwa nicht fragen, WAS er das brutzelt und kocht und so?)
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Jaaaa lecker Bulgogi :)) HIER ess ich auch beim Koreaner, die Wahrscheinlichkeit in Deutschland Hund oder ähnliches auf der Speisekarte zu finden ist dann doch zu gering.
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Deine Fotos gefallen mir und die Berichte erst! Manches gibt es in der Art auch hier zu sehen. Allerdings gehts ein ganz klein wenig schneller zur Sache. Aber Frau Waas will ja dringend den ganzen „Balkan“ kennen lernen. Da hast du mich jetzt angestochen 😉
Menschen, die sich sogar freiwillig fotografieren lassen wollen…Mein Blog würde wahrscheinlich überquillen…
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Na, Ihr seid doch quasi um die Ecke.
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Das stimmt, das Land ist nah – aber Zeit und Geld oder Geld und Zeit, wie man das sehen will 😉
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