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Wenn ein Ritter um sich haut

Mai 26, 2015

Waren Sie schon mal auf einem Ritterturnier?

Also ich kann Ihnen sagen. Boah. Und. Woooh.

Hätte ich einen Enkelsohn, würde ich den einmal im Jahr zu so was schleppen. Voll die Action. Und voll das Jungsding. Mit Bumm und Krach wie bei Ritter Runkel und den Digedags. Frei nach der alten Ritteregel: Ein Ritter der nicht haut und sticht, ist auch ein echter Ritter nicht.

Und weils glücklicherweise auch einen Markt gab, rannten die Kleinen (Jungs) dann auch voll ausgerüstet rum. Mit Holzschwert und Schild und natürlich den richtigen Klamotten. Prinzessinnen waren echt in der Unterzahl.

Obwohl…

Ich war ja schon mal zu so was. Auf der Runneburg. Da waren die Kinder noch klein und weil wir vor den Festivitäten zum Mittelalterlichen Gelage dort waren und ein paar Leute kannten, kamen wir ihrer Bitte nach und gewandeten uns dem Anlass entsprechend. Damals gabs noch keine Märkte, dafür strenge Vorschriften zum Gelage hinsichtlich Farbe und Beschaffenheit der Klamotten.

Also nähte ich alles selbst. Kleidete die komplette Familie ein.

Und dann während der Festtage also, da waren wir auch da. Und natürlich der Inchbruder mit Familie. Und es ergab sich…

Ich glaube, damals ging man mit der Sicherheit der Besucher noch etwas gelassener um. Jedenfalls, als wir im Burghof saßen und aßen, fingen sich plötzlich ein paar Herren an zu streiten. Und dann fochten sie! Die tschechischen Kaskadeure hatten sich unters Volk gemischt, was nicht auffiel, weil ja noch andere als meine und die des Bruders Familie entsprechend gewandet waren und begannen nun eine handfeste Rauferei. Mit Säbeln und auf die Biertische hauen. Da erschrak sich das Publikum, es ging auch hie und da ein Glas kaputt, Frauen kreischten, als die Streitbolde mit Fackeln fochten.

Und die Kinder? Das meine kleine verschwand unter meinem Rock, was rechtens ist, ist es doch ein Mädchen, das meine große versuchte Schutz hinter meinem Rücken zu finden. Der Neffe aber verschwand unter der Bank.

In Trebsen ging es zum Glück gesitteter zu. Man focht in einer Arena. Und nicht mitten unter dem Volk. Trotzdem musste mancher Elter dem Sprössling erklären, dass das nur Spaß sei und der Arm noch dran und das Auge ganz und Nein, das tat dem nicht weh. Die, da die Kinder erschreckten, waren, Sie ahnen es schon, Kaskadeure aus Tschechien. Und dienten eigentlich „nur“ der Unterhaltung zwischen den Turnieren.

Aber das war erst später.

Ich kam ja genau rechtzeitig zum Turnier. Es hätte mich nicht gewundert, wenn die da nur ein paar Kunststückchen vorgeführt hätten. So Ringstechen und rückwärts aufm Pferd und ein bisschen Zielschießen.

Haben die auch alles gemacht.

Aber dann.

TURNIER!

So richtig mit Bumm und Peng und splitternden Lanzen. WIE BEI RITTER RUNKEL!

Wooh!

Natürlich ist mir klar, dass das nur Show ist. Wie beim Wrestling. Und die besiegten Ritter fielen auch sehr koordiniert vom Pferd. Aber die machten das echt gut und die Lanzen SPLITTERTEN.

Wie bei Ritter Runkel.

Eine echt coole Vorstellung.

Und sonst?

Mittelalterliches Leben und Markt. Viele Zelte, Spanferkel, Zaubertränke, Bogenschießen, Vorführungen alter „Kanonen“, Musik auf Bühnen und im Park, altes Handwerk, Holzkarusells. Das ganze Programm. Ich schaute hier zu und fragte da nach, schaute noch ein bisschen dem „Kinderprogramm“ zu und hatte echt viel Spaß.

Es ist nur Schade, dass man Trebsen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht. Das animiert mir zu sehr zum Auto fahren. Und das zu einem Ritterfest, ehrlich mal.

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24 Kommentare leave one →
  1. Mai 26, 2015 8:46 pm

    Herrlich! 🙂 Angesichts deiner hervorragenden Aufnahmen wächst die Vorfreude – ich habe nämlich die Ehre, Ende Juli einem der Turniere anlässlich der Kaltenberger Ritterfestspiele beiwohnen zu dürfen. 😉

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    • Mai 26, 2015 9:15 pm

      Oh ja, das glaube ich. Du wirst viel Freude haben. Sei nur zeitig genug da und sichere Dir einen guten Platz, dass Du besser fotografieren kannst als ich. Ich habe die Jungs nämlich meistens von hinten gesehen. Und wenn die beim Turnier Krach Bumm aneinander geraten sind, stand vor meiner Linse immer mindestens einer der Knappen, die aufgepasst haben, dass die Ritter sich nicht verletzten und vor allem das Publikum unversehrt bleibt

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  2. Mai 26, 2015 9:34 pm

    Nun, man könnte sich ja auch ein Pferd (odereinen Esel) mieten für die Anreise — oder ist das auch nicht vorgesehen? Wie gehen die Veranstalter dann mit Pferdedieben um??? 😉

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    • Mai 27, 2015 11:59 am

      Die Pferde waren gut bewacht. SEHR GUT bewacht. Und reiten? 40 km? Bis Trebsen? Da habe ich sicher Po, wenn ich ankomme

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      • Mai 27, 2015 12:30 pm

        Auch in LE waren alle Pferde gut bewacht? Und 40 km Reiten ist bestimmt nicht Schlimmer als 90 km Fahrradfahren …

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        • Mai 27, 2015 2:55 pm

          Also in Leipzig habe ich ja nur noch nie unbewachte Pferde gesehen. Mesitens haben die sogar einen Bewacher, einen Polizisten, auf dem Rücken sitzen. Denen klaue ich kein Pferd. Neinnein

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  3. Mai 26, 2015 9:54 pm

    Ich war vor Jahren mal zu solch einem Spektakel auf der Burg Rabenstein.
    Ja, das war Don Quichote und auch ein bisschen Ritter Runkel.
    Aber die vielen Menschen auf engstem Raum sind eher nicht so mein Ding.
    Mit unserer japanischen Gasttochter bin ich dann nach Bernau gefahren, damit sie so etwas mal in Deutschland zu Gesicht bekommt. Ritter sind in Japan ja eher Mangelware 😉

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    • Mai 27, 2015 7:25 am

      Na ich hatte Glück. In Trebsen war es noch nicht ganz so voll. Außer beim Turnier. Da war freilich kein Platz mehr auf der Tribüne zu ergattern. Und so stand ich zwar etwas am Rande, aber doch bewegungsfrei. Äh, also ich meine, ich hatte Bewegungsfreiheit. Und das Gelände selbst ist so groß, dass man nach dem Turnier sogar irgendwo ganz allein auf einer Bank sitzend das Spektakel nachwirken lassen konnte

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  4. Mai 27, 2015 6:55 am

    „Prinzessinnen waren echt in der Unterzahl.“
    Genau das sollte dich anspornen, die Prinzessin beim nächsten Mal mitzunehmen.
    Ein Ritterturnier ist ideales Trainingsgelände für kleine Prinzessinnen. Verschämt lächeln, huldvoll gnadenreiche Aufmerksamkeitsbezeugungen und seidene Handschuhe kunstvoll aufs Schlachtfeld werfen um die kämpfenden Ritter zur Minne aufzufordern – das lernt man doch nicht im Kindergarten oder in der Vorschule 🙂

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    • Mai 27, 2015 7:23 am

      Mönsch Herr Ärmel!!! Danke für den Tipp. Das ich da nicht selbst drauf gekommen bin . *Vordenkopfschlag* Im nächsten Jahr werde ich die Prinzessin zwecks Bildung mitnehmen. 😀

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      • Mai 27, 2015 7:27 am

        Ich muss natürlich noch Handschuhe kaufen. Seidene. Die schenke ich ihr Weihnachten

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        • Mai 27, 2015 8:27 am

          Genau – und vorher exakt recherchieren, welche Farbe bei Handschuhen, Roben und Geschmeide in der nächsten Turniersaison höchst angesagt sein möchte, um der Prinzessin die besten Möglichkeiten zu eröffnen ~~~~

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          • Mai 27, 2015 11:57 am

            Geht rosa nicht immer? Oder wegen Mittelalter so Fliederfarben?

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            • Mai 27, 2015 10:17 pm

              Rosa geht selbstredend immer – – es sind halt die Nuancen, die es am Ende machen. Einen allerleichtesten Schuss Bleu für ein rosé a la francaise oder vielleicht doch lieber einen Hauch Grün für das spätmittelalterliche english rose…
              Ach, wenn mans doch nur vorher wüsste 😉

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  5. Mai 27, 2015 3:23 pm

    herrlich, der bericht und die kommentare! natürlich wie immer auch die fotos! ich mußte erstmal ritter runkel ergugeln… da werde ich in nächster zeit so einiges aufholen können 🙂

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    • Mai 28, 2015 3:16 pm

      Oh ja. Wir sind mit dem aufgewachsen. Mein Bruder sagt, Geschichte hat er mit den Digedags gelernt. Ich habe ja lieber die Ritterregeln gelernt. Die helfen im ganzen Leben. Also fast.

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  6. Mai 28, 2015 2:39 pm

    Dolle Sache, die tschechischen Kaskadeure habens voll drauf. In Portugal pieken sie mit den Lanzen nur Ringe von der Stange, da war nix mit splitternden Lanzen und fallenden Rittern.

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    • Mai 28, 2015 3:18 pm

      Ach, das ist ja langweilig. Aber Ehre, wem Ehre gebürt, bei den Lanzenpiekern waren auch Deutsche bei. Die Tschechen haben so mehr mit Schwertern gekämpft. Und Kinder erschreckt

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