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Vom Zittern und Beben

April 19, 2015

Weil ich ja weiß, wenn der Westen ruft, muss man zeitig sein, wenn man eine Chance haben will, noch etwas in den angebotenen Waren zu wühlen und zu gucken, und weil das beim Flohmarkt auf dem Feinkostgelände nicht anders ist, machte ich mich als schon so kurz nach 10 (morgens!) in die Spur.

Karlibeben.

Ich erwähnte es bereits in diesem Blog, die Karli, Epizentrum meines kulturellen Lebens, hat sich in eine Baustelle verwandelt. In der Stadt werben die Gewerbetreibenden mit Lebensanzeichen.

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Und dann gibt’s noch als großes Fest des Lebens die Karlibeben.

Natürlich, ist ja klar, verpasste ich alle vorangegangenen, weil ich just an diesen Terminen irgendwo war, nur nicht in Leipzig.

Diesmal aber, diesmal wollte ich eigentlich nichts verpassen.

Es fand zum 3. Mal statt, denke ich und an diesem Tag locken die Gewerbetreibenden in der Karli mit Musik und Spektakel. Die Baustelle verwandelt sich in eine riesige Bühne. Stellen Sie sich ein riesiges Straßenfest vor, nur eben so mit Löchern, Dreck und Baggern mittendrin.

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So jedenfalls hatte ich mir das vorgestellt. Aber…

… die Karli ist eben nicht die Karl-Heine-Straße.

Am Vormittag war das Beben bestenfalls ein Zittern. Und sowieso beschränkt auf den Abschnitt zwischen Rieman- und Kurt-Eisner-Straße. Außer natürlich, außer auf dem Feinkostgelände, da war es auch schon vormittags viel zu voll. Also für mich.

Trotzdem latschte ich unbeirrt bis zum Kreuz und wieder zurück. Immerhin, die Sonne schien, vor vielen Läden, auch nach der Kurt Eisner, standen Tische. Da wurden Waren preisgesenkt angeboten oder Trödel verkauft. Und in den Läden ging es weiter. Also das ist ja dann auch mal ein Genuss. Freie Umkleidekabinen! Yeah! Es lebe das langschläfrige Volk des Südens. Ich war in Läden, an denen ich sonst vorbei radle. Natürlich auch auf dem Feinkostgelände. In jedem Bücherladen und an jedem Bücherstand.

Als ich zurücktrottete, schwer beladen von den Trophäen meiner Jagd, fiel mir ein, die Karli beginnt eigentlich schon vor der Riemannstraße. Aber so mit drei neuen Oberteilen, einem Kleidchen für die Prinzessin und einem Sack voll Bücher, echt, da ist keine Zeit mehr für noch mal dort gucken.

Abends, so hatte ich es den Freunden gesagt, wollte ich diese eigentlich an-smsen und irgendwo ein Bierchen trinken. Doch die Freunde, sind eben alte Leute, hatten schon einen Tisch weit weg vom Beben reserviert. So ganz im Süden. In der Zweitkneipe der Lieblingskiezkneipe. Auch nicht schlecht. Aber eben ganz ohne Live Musik und fröhlichem Treiben.

Ich beschloss, über die Karli hinzuradeln und diesmal wirklich am Anfang der Straße zu starten.

Jetzt waren sie alle wach. Und da.

Eine Baustelle wird zur Partyzone. Zum Spielplatz. Zum Freisitz. Zur Chill Out Area. Oder so.

Und überall Musik. Also die gabs schon vormittags und mittags. Aber jetzt von überall. Und sooo viele Menschen. Fahrrad schieben, mich von einer Junggesellenparty zum Schnaps einladen lassen, da kurz stehen bleiben und dort mal kurz zuhören.

Auf dem Rückweg vom Kneipchen ganz im Süden bin ich dann irgendwo ausgewichen auf eine Parallelstraße. Keine Lust, das Rad nochmal durch die Massen zu schieben.

10 Kommentare leave one →
  1. April 19, 2015 10:51 am

    Ich war eindeutig eine Woche zu früh in Leipzig 😉

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    • April 19, 2015 10:59 am

      ja, also wirklich. Allerdings… gestern hätte es keine Buusy mehr gegeben. Die hat die Familie am Donnerstag restlos aufgefr… äh gegessen. Trotzdem. Karlibeben gibts noch mal im Herbst

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  2. April 19, 2015 2:04 pm

    Klasse! 🙂 Abfeiern, Singen, Spielen, Tanzen, Kaufen und Verkaufen, Genießen, Lieben und Leben – und daneben und inmitten Baustelle. Erinnert mich an das große Residenz-Straßenfest hier in München Ende der Achtziger. Gestern Abend bin ich unvermutet einem der Künstler über den Weg gelaufen, die damals so wundervolle und beeindruckende Musik gemacht hatten – meine Fresse, was sind wir (äußerlich) alt geworden… 😉

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  3. April 19, 2015 6:07 pm

    Wenn ich deinen Bericht lese und mir dazu die stimmungsvollen Fotos anschaue, frage ich mich: wann werde ich endlich nach LE fahren???

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  4. April 19, 2015 6:14 pm

    Nachts war es richtig schwer sich durch die Massen zu kämpfen.

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  5. April 20, 2015 7:52 am

    Das klingt nach einem gelungenen Fest. Wird mal im Hinterkopf für den Herbst gespeichert.
    Schließlich ist es mit dem Zug nur eine Stunde bis nach LE.

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  6. April 22, 2015 6:13 pm

    Viel Rot auf der Karli, scheint mir. Oder macht es sich nur zu gut als Aufmerksamkeitsfarbe? Ich muss doch mal wieder nach Leibdsch, wenn ich das alles so lese. Mal sehen, vielleicht studiert Tochter Z dort. Dann gibt´s einen Grund.

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    • April 22, 2015 6:32 pm

      Das sind doch die Absperrungen für die Baustelle, die da eigentlich ist

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Meinungen?