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Der letzte der 3 Wünsche (31.07.2013)

September 19, 2013

Ich weiß ziemlich genau, was ich in New York sehen und tun will.

Fahrradfahren.

Mit der Fähre nach Staten Island fahren.

Dieses Viertel, dessen Namen ich vergessen habe, von dem ich aber hoffe, dass er mir wieder einfällt, wenn ich ihn auf einem Stadtplan lese, suchen

Das Jüdische Viertel gucken

Koscher essen

Und natürlich! Über die 5th Avenue laufen.

Vor mehr als 25 Jahren fragte mich meine Brieffreundin Kay aus Los Angeles nämlich einmal, was ich mir jenseits der Mauer ansehen würde, hätte ich drei Wünsche frei. Und ich antwortete genau in der Reihenfolge:

Die Stones live sehen

Das Finale der Tour de France auf dem Champs Elysees erleben

Über die 5th Avenue in New York spazieren.

Keine Ahnung, wie ich ausgerechnet auf diese Straße kam. Als ich im Vorfeld dieses Urlaubs in einem Reiseführer las, dass die 5th DIE Straße New Yorks ist, die, wo all die Designerladen ihre Filialen haben, war ich richtig erschrocken. Deswegen hat es die Straße sicher nicht als 3. Wunsch auf meine Liste geschafft. Damals, vor 1989, hatte ich keine Ahnung von Gucchi und Armani und wie sie alle heißen. Aber irgendwas muss es ja gegeben haben, dass sie für mich so begehrenswert machte. Ich habe es längst vergessen. Aber, wenn ich schon mal in New York bin, kann ich, nachdem ich mir die ersten zwei Wünsche längst und mehrfach erfüllt habe,  auch hinter den 3. ein Häkchen machen.

Doch als die Cousine mich kurz nach Mittag fragt, was wir unternehmen wollen, möchte ich am liebsten im Hotelzimmer bleiben. Die Stadt ist mir zu laut, zu groß, zu hektisch und es laufen hier viel zu viele Menschen rum.

Dabei haben wir noch gar nicht so viel gesehen. Kurz nach 6:00 Uhr morgens hat uns der Bus an der großen Station in der 8th Avenue ausgespuckt. Nicht mal 400m sind es zu unserem Hotel. Obwohl man dort eigentlich erst ab 14:00 einchecken kann, fordert uns der Mann in der Rezeption, als wir unser Gepäck unterstellen, auf, 9:00 Uhr wieder dazu sein. Wir schleppen uns noch mal 100 m weiter zum nächsten Starbucks und bei Kaffee und Brownie starre ich entgeistert auf die am Fenster vorbei wabernde Menschenmenge. Gestern Abend noch am Arsch der Welt. Und jetzt das.

Du willst hier wieder weg, oder?, grinst mich die Cousine an.

Das wird schon, unternehme ich einen müden Versuch, die Dinge positiv zu sehen. Ich brauche nur etwas Schlaf.

Doch jetzt, ein paar Stunden später, fühle ich mich immer noch unmotiviert.

Also, wohin wollen wir?, fragt die Cousine noch mal.

Ja, keine Ahnung, gehen wir doch zur 5th Avenue.

Und dann laufe ich sie tatsächlich entlang. Zwar ist immer noch alles viel zu hektisch und zu groß, aber ich kann mich jetzt doch freuen und Kay eine SMS schicken.

Vom Times Square, wo unser Hotel liegt, wackeln wir erst Richtung Central Park und dann zurück bis zum Washington Square Parc auf der 5. und dann weiter Richtung Lower Manhattan bis zum World Trade Center. Unterwegs entdecken wir schon mal die Citybikes, gucken vom Empire State Building runter auf die Stadt und fühlen uns recht wohl in einem Viertel rund um die Canal Street.

Die Architektur begeistert mich schon. Ich meine, da kann man über die Amerikaner meckern, wie man will, davon, gläserne Wolkenkratzer so zu bauen, dass sie auch neben älteren Gebäuden eine gute Figur machen, verstehen sie was. Und vor allem machen auch die älteren Gebäude neben den Wolkenkratzern eine gute Figur und gar nicht den Eindruck, als würden sie erdrückt von den Riesen.

Es ist faszinierend, wie sich das Bild einer Straße auf 11 km ändert. Und wenn man von den älteren Gebäuden einfach 5-6 Stockwerke abschneidet und Erdgeschoß und Dachgeschoß und vielleicht noch zwei Zwischenetagen zusammenbastelt, sieht das dann teilweise doch wieder vertraut aus. Jugendstil, Gründerzeit. Ist eben nur immer viel Stockwerk zwischen den Schmuckelementen.

Ground Zero ist eine Enttäuschung. Ok, der neue Turm steht. Das Memorial aber versteckt sich hinter einer Bretterwand. Und Eintritt müsste man dafür auch zahlen. Das ist irgendwie peinlich.

Aber es ist eh nach 20:00 Uhr und alle Türen verschlossen. Gleich nebenan an der Feuerwache erinnern ein paar Tafeln an 9/11.

Mit der U-Bahn geht es zurück zur Grand Central Station und dann sitzen wir noch auf dem Times Square rum. Nicht lange. Mag ja sein, dass diese Stadt niemals schläft, wir sind da anders. Wir sind müde. Und mir ist es eh viel zu laut und bunt auf diesem Platz.

Es folgen extrem viele Bilder. Aber New York ist auch eine verdammt große Stadt und Manhatten größer als Leipzig.

Für die, denen das nicht zu viel ist, gilt wie immer: Drauf klicken=groß gucken

22 Kommentare leave one →
  1. September 20, 2013 12:59 am

    gefällt mir seeeehr gut! Da ist Frankfurt ein Dorf dagegen. Die Dimensionen sieht man erst dann gut, wenn man die klitzekleinen Straßen erkennt *weija* Glückwunsch zum Wunsch Erfüllen, ich woltte immer das Lied „Ich war noch niemals in NY“ abarbeiten… 😀

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    • September 20, 2013 6:51 pm

      Ja, das ist, wie man sich einen Achttausender nicht vorstellen kann (3 Matterhorns übereinander? Hä? Geht nicht)

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  2. September 20, 2013 12:41 pm

    So beeindruckend! Ich will auch mal nach NY! Eigentlich sollten das die Flitterwochen sein: Mit dem Schiffchen rüber und direkt in NY einlaufen. Warum? Weil ich mal einen Wolkenkratzer sehen will. Aber das verschieben wir mal um 10, 20 Jahre. Man muss ja noch Ziele haben 🙂

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    • September 20, 2013 6:49 pm

      Oh mit dem Schiff! Ich glaube, das täte mir gefallen. Ich liebe es nämlich, auf riesigen Fähren in den Urlaub zu starten

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  3. September 20, 2013 1:55 pm

    Wow! Wow! Wow! 😀 Da werden jetzt Erinnerungen wach…

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  4. September 20, 2013 3:15 pm

    Beeindruckend. Und satt sehen kann man sich auch kaum. Schöne Bilder hast Du und mitgebracht.
    Noch vier Wochen, dann darf ich (endlich) auch zum ersten Mal in diese Stadt. Hach.

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    • September 20, 2013 6:50 pm

      Jaja, man sollte es schon mal gesehen haben. Obwohl ja die amerikanische Großstadt, die ich mal sehen will, Chicago ist. Oder Detroit.

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  5. September 20, 2013 9:11 pm

    Glückwunsch zur Wunscherfüllung 😉 und schöne Fotos wie gehabt.
    (Wann fährst du denn wieder in Urlaub?)

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    • September 21, 2013 7:00 am

      typisch wordpress: nach der antwort aufne antwort versagt das diesain^^
      lass dir mal von zaphod nicht einreden. chicago hat mir zwar auch besser gefallen als big apple, aber in detroit tanzt zur zeit der bär. da sind die künstler, hipsters und die ausgeflippten. und zum fotografieren ist die verfallende stadt geradezu einzigartig. ich habe erst kürzlich eine doku über detroit gesehen, da wäre ich am liebsten gleich hingeflogen. stell dir mal vor, ich und in dieses land fliegen – freiwillig…

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      • September 21, 2013 9:24 am

        Oh je, das liegt, glaube ich an mir, das mit dem diesain. Ich glaube, das kann man irgendwo einstellen. Und als ich das mal eingestellt habe, gabs noch nicht so viele Kommentare. Kann ich ja mal ändern, wenn ich’s finde…
        Und ich glaube, wir haben die selbe Doku gesehen. Ich wollte nämlich auch sofort losfliegen. Nach Detroit. Und Chicago… wegen der Filme, der Mafia, der Prohibition, der Theater. Und ich glaube, die Architektur ist cooler als in New York.

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    • September 21, 2013 9:15 am

      Na wolltest oder solltest Du nicht letztes Jahr schon eine Petition einreichen, dass ich das ganze Jahr Urlaub kriege? 😉

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  6. September 21, 2013 2:11 am

    Du hast auch heute noch keine Ahnung von Gucci, da ist nämlich ein h zu viel. *g*

    Das macht Dich aber nur noch sympathischer, ich finde es auch viel wichtiger wenn Du Ahnung hast von Wanderstiefeln oder was immer Du brauchst um uns solche Reiseberichte zu bescheren. Gutschi und Üwesanglorent werden völlig überbewertet, wie man sehen konnte kommen die Amischen gut ohne aus :-D.

    Scheint aber ein ziemlicher Kulturschock gewesen zu sein, vom Land in den Moloch.

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    • September 21, 2013 9:19 am

      Oh Mann, dabei hätte ich als Italienisch sprechender Mensch wissen sollen, wie das geschrieben wird. Aber ich habe überhaupt nicht an Italien gedacht, als ich es tat. Und nee, das interessiert mich auch heute noch nicht. Aber gerade deshalb frage ich mich ja immer noch: Wieso gerade die 5th Avenue? Ich vermute, es hat was mit einem Film zu tun. Oder einem Buch. Mein ganzes Bild der Staaten baute sich ja bis zum letzten Juli nur aus Gehörtem und gesehenen zusammen, und bis 1989 stammte das zu 98% aus Filmen und Büchern.
      Bergsport- oder Outdoorläden habe ich da übrigens nicht gesehen, auf der 5th

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      • September 21, 2013 9:24 am

        Deine 5th Ave. ist mein Wismar 😉

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        • September 21, 2013 9:29 am

          Wismar? Aber das hat sich doch hoffentlich nicht als Shopping Meile(n) entpuppt, oder?
          Übrigens, ich bin sehr stolz auf mich, ich hab das mit den Kommentaren fast sofort gefunden und umgehend geändert. *mirselberaufdieschulterklopf*

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          • September 21, 2013 9:40 am

            gut gemacht! 😉
            Es gibt Wörter, Namen und Orte, die etwas auslösen, das man rational kaum erklären kann. Das Wort Wismar habe ich vielleicht als 10-Jähriger mal aufgeschnappt und das hat sich dann irgendwie festgesetzt. Hat nix mit Schopping zu tun, das ist nicht meine Welt…

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