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Abgetaucht

März 17, 2013

oder: Obst, Gemüse, Südfrüchte, Speisekartoffeln

Es fällt mir schwer, die gestrige Tour zu beschreiben.

Einerseits gäbe es so viele Informationen weiterzuleiten, interessantes über eine Fabrik, Städteplanung in der DDR und die Treuhandverwaltung zu berichten, andererseits habe ich gar nicht so richtig zugehört, weil ich mich gar nicht beherrschen konnte und ständig fotografieren musste und also irgendwo rumkroch, statt zuzuhören und im Keller aufpassen musste, nicht den Anschluss zu verpassen. Dabei war es im Keller ziemlich schwierig, zu fotografieren, wollte ich doch den Blitz möglichst nicht einsetzen, und so ohne Stativ ist das eine Herausforderung, die ich verlor, weswegen ich viele Bilder ziemlich heftig nachbearbeiten musste. Sehen Sie’s mir  bitte nach, ich muss Ihnen die einfach zeigen. Weils so schön war und ich ganz hibbelig und froh, mich endlich aufgerafft zu haben. Und zu viele Fotos sind’s natürlich geworden, wie immer, und während ich hier schreibe, überlege ich, ob ich Ihnen die alle zumuten soll, ich meine, ich komme auf 60 Auserwählte!, oder nicht doch lieber ein Album bei Picasa erstellen sollte. Aber in der Werkstatt konnte ich mich einfach nicht beherrschen. Da lag SO VIEL rum! Da konnte ich natürlich nicht so richtig zuhören. Ich muss die Tour nochmal machen, weil der Rumführer war echt gut und wusste Interessantes und Lustiges zu erzählen. Da hätte sich Zuhören gelohnt.

Die Tour in die Kellergewölbe des Feinkostgeländes wollte ich früher schon einmal machen, aber die fand an einem Flohmarktsamstag statt, wo es mir für eine Rundgang zu voll war. Gestern lernte ich nun, diese Führung findet eigentlich immer an einem Flohmarktsamstag statt. Wenn ich da also noch mal hin will, in die Keller, muss ich das in Kauf nehmen.

Gestern aber war Buchmesse und auf dem Platz unterhalb der Löffelfamilie ging’s erst mal um die Geschichte des ehemaligen Brauhauses, in dem zuerst nur Gose, später auch Bier gebraut wurde, seine Verwandlung zur Konservenfabrik, es ging um den Gildensaal, literarische Kabaretts, Zwangsarbeiter, Bombennächte,  den VEB Leipziger Feinkost, die Treuhand,  Lebensmitteldiscounter und schließlich den heutigen Eigner und Nutzer des Geländes, die Kunst-und Gewerbegenossenschaft Feinkost eG.

DSCN0156

Ich habe zwar anfangs noch zugehört, will und kann aber nicht alles wiederholen. Wer sich also für die durchaus wechselhafte und interessante Geschichte dieser Lokalität interessiert, möge diesem Link folgen und sich selbst belesen.

Interessant und neu war für mich, dass eine der an dem Gelände vorbeiführenden Straßen zur Messemagistrale ausgebaut werden sollte. Das hätte den Abriss der Gründerzeithäuser eben da bedeutet, nur das Karl Liebknechts Geburtshaus sollte erhalten und ein bisschen verschoben werden. Da bin ich richtig froh, dass die DDR immer etwas pleite war. Aber das tat ja auch anderen Häusern gut. Wegen der klammen Kassen leuchtete auch die berühmte Löffelfamilie, die im ersten Entwurf übrigens aus 5 Personen bestanden haben soll, nicht alle Tage im Jahr. Sie löffelten aus denselben Gründen übrigens auch im gleichen Takt, sozusagen im Marschtempo. Das sie überhaupt leuchtete, verdankte sie dem Umstand, dass Großkombinate noch zu einer Zeit Werbung machen durften, als genau diese (zum Beispiel im Fernsehen) abgeschafft wurde. Und wenn sie dann leuchten durfte, am 1.Mai und 7.Oktober, musste der Platz davor von den Paletten, die sich auf dem damals noch eingemauerten Hof manchmal so hoch türmten, dass man nichts von den Löfflern sah,  geräumt werden.

Nach dieser kleinen Einführung ging es auf den Hof, den, wo sich die ganzen Läden finden, den, wo Flohmärkte locken und Sommerkino und Sommertheater. Wir wackelten zum sogenannten Garten, da war ich noch nie, und, Sie erraten es richtig, ich verlor ein bisschen den Faden, obwohl ich mich wirklich bemühte, mit einem Ohr den kurzweiligen, äußerst interessanten und mit Anekdoten gespickten Ausführungen des die Tour leitenden Architekten zu folgen.

Und dann, dann ging’s in den ehemaligen Gildensaal. Und da! Da liegt so lauter Zeug rum, ich denke, dass ist alles Zeugs, dass von Goldstein&Co dann aufgepeppt und wieder verkauft wird. Ich finde das total schick und würde mir gern einige ihrer Exponate in eins meiner Zimmer stellen. So vor Sichtbeton kämen da ein paar Dinge bestimmt richtig gut. Leider leider nicht ganz billig und also nichts für mich. Aber umsehen, umsehen kostet ja nix, oder?

Und dann ging’s endlich in den Keller. Und weil die Treuhand, als sie das Gelände endlich an die Nutzer verkaufte, so schlau war, den, sagen wir mal, Hinterhof, auf dem die Zugänge zu den Gewölben lagen, an einen Discounter zu verkaufen, geht es also über Treppen und Leitern hinunter. Und da unten, da musste ich mir richtig Mühe geben, den Anschluss nicht zu verlieren. Mehr als einmal stand ich plötzlich allein im Dunkeln und hechelte in eben diesem der Gruppe hinterher, lauschte den Geschichten und Anekdoten, fotografierte, verlor den Anschluss, staunte über die Tatsache, dass die Eisblöcke anno dazumal aus Skandinavien exportiert wurde, lachte mich über einige lustige Geschichten über einen findigen Schlosser schlapp und wäre gern viel länger unten geblieben.

Ich muss da noch mal hin. Das nächste Mal melde ich mich auch vorher an, denn die Touren sind gut besucht. Werbung scheint die Agentur für diesen Programmpunkt also nicht nötig zu haben. Ich mach hier trotzdem mal welche: evendito veranstaltet die undergroundtour .

Ps.: Ich entschuldige mich für die vielen Bilder. Ich konnte einfach nicht anders

15 Kommentare leave one →
  1. März 17, 2013 7:38 pm

    Ich wäre gerne dabei. Beim nächsten Mal.

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  2. März 17, 2013 8:29 pm

    Also wirklich…. da soll doch eigentlich immer noch eine zweite Person dabei sein (außer dem Guide), die aufpaßt, daß eben niemand zurückbleibt… heißt Du die etwa ausgetrickst? 😉
    Toll, ich freue mich sehr, daß es Dir so gut gefallen hat. Schöner Beitrag!

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    • März 17, 2013 10:47 pm

      Oh doch, Da war noch eine 2. Person, die immer als letzte gelaufen ist. Nur manchmal kann ich ganz schön unsichtbar werden. 😉

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  3. März 17, 2013 9:05 pm

    Siehste, und jetzt bin ich neidisch. 😀

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  4. März 18, 2013 6:12 pm

    super fotos mit super beschreibung, danke, es hätten ruhig mehr sein können! der eisenofen ist hier eine sehr begehrte und gebrauchte heizquelle im winter und wird „salamandra“ genannt. der lederschuh ist mir noch gut in erinnerung mit blauen lobelien. aber das kellergewölbe find ich ganz schön gruselig! wo hat goldstein ihren sitz, in leipzig?
    liebe grüße

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    • März 22, 2013 2:16 pm

      Ja, Goldstein&Co hat seinen Sitz in Leipzig, auf eben dem Feinkostgelände

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  5. März 19, 2013 10:09 am

    Sag mal, ich wollte ja schon immer mal die „Reblog“-Funktion ausprobieren. Soll ich mal? Darf ich?

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    • März 19, 2013 2:22 pm

      Ja, klar.

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      • März 20, 2013 7:43 am

        Hat es geklappt? Mich würde nämlich auch interessieren, wie das so funzt. Also ich könnte dann ja direkt sehen, wie das aussieht.

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  6. März 21, 2013 8:57 am

    Reblogged this on feinkostblog und kommentierte:
    Hier ein Blog-Beitrag von Inch (www.inchtomania.wordpress.com), die ihre Eindrücke von der „Expedition Feinkost“ teilt – viel Spaß beim Lesen & Schauen!

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    • März 21, 2013 1:48 pm

      So, hab’s gerebloggt. Hat gepklappt. Man sieht dann quasi den Anfang (auch mit dem ersten Bild) und wer dann weiterlesen will, wird zu Dir weitergeleitet. Na, siehst Du ja selbst (http://feinkostblog.wordpress.com/2013/03/21/1034/). Im Backend sieht’s in der Artikelübersicht aus wie ein normaler Artikel, dann aber in der Artikelansicht seh ich nix von Deinem Text etc., nur meinen Kommentar. Und eigene Tags & Kategorien kann ich dafür vergeben. So! Schön, das mal ausprobiert zu haben! Danke!

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      • März 21, 2013 2:13 pm

        Ja, habs schon gesehen. Scheint ganz einfach zu sein. Danke fürs Rebloggen!

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  7. März 22, 2013 1:41 pm

    Klasse! – Vielen Dank für die vielen schönen Fotos 🙂

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Meinungen?