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Das Tretauto

Dezember 13, 2012

Der Emil hat vor ein paar Tagen eine Geschichte aus seiner Kinderzeit erzählt . Und seine Leser gefragt, wie es bei Ihnen beim ersten Weihnachtsfest war, an das sie sich sicher erinnern können…

Und diese Geschichte will ich Ihnen heute erzählen.

Bis ich 5 Jahre alt war, wohnten wir bei meinen Großeltern in Leipzig. Alle in einer Wohnung. Nur der älteste Bruder meiner Mutter war mit seiner Familie schon in eine eigene Wohnung ausgezogen. Ihr jüngster Bruder aber, gerade mal 10 Jahre älter als ich, schlief im Schlafzimmer meiner Großeltern.  Eine Tante bewohnte mit Mann und zwei Kindern ein Zimmer, in einem anderen schliefen wir. Es gab eine Stube für alle, eine Küche, einen Balkon und ein Bad mit einem kohlebeheizbaren Ofen.

Am Heiligabend saßen wir Kinder  alle in unseren Schlafzimmern, während die Erwachsenen das Essen vorbereiteten, den Weihnachtsbaum aufstellten und schmückten und was sonst noch so an Arbeiten anfällt für ein besinnliches Fest.

Das Betreten der Stube war uns Kindern strengstens verboten.

Da hörte ich in eben dieser den Weihnachtsmann poltern.  Wir durften ihn nie sehen. Aber ich konnte ihn doch hören. Also er doch sicher mich auch? Wenn ich nur laut genug rief?

Ein Nachbarsjunge hatte den ganzen Sommer über meinen Neid erweckt. Er besaß ein Tretauto. So eins hätte ich auch gern gehabt. Also rief ich: Weihnachtsmann!!! Ja, brummelte es aus dem Nachbarszimmer. Ich wünsche mir ein Auto!, bat ich so laut ich konnte. Es brummelte zurück. Es polterte, Türen gingen auf und zu.

Dann war er weg, der Weihnachtsmann. Und wir Kinder wurden zur Bescherung geholt.

Erwartungsvoll trat ich unter den Weihnachtsbaum. Doch dort fand sich kein Tretauto. Nur so ein kleines aus Holz. Ich war zu Tode betrübt, weinte wohl auch. Ich wollte doch ein Tretauto, schluchzte ich. Ja, waren sich die Erwachsenen einig, das hättest Du dem Weihnachtsmann so auch sagen sollen. Du aber hast nur von einem Auto gesprochen. Woher hätte er den wissen sollen, dass Du ein TRETauto meinst?

Ich kann mich nicht an den Rest des Festes erinnern, vermute aber, dass es schön wie immer war und ich mich über die neuen Sachen meiner Puppe, die ganz wie im Lied ein paar Wochen vor Weihnachten verschwunden war und nun neu eingekleidet unter der Tanne auf mich wartete, freute.

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8 Kommentare leave one →
  1. Dezember 13, 2012 2:24 pm

    danke, eine schöne geschichte. ich glaube, ganz ähnliches haben viele von uns erlebt. nachher schau ich mal bei emil vorbei…
    liebe grüße

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  2. Brigitte permalink
    Dezember 13, 2012 2:43 pm

    Ja, meine Puppe verschwand auch vor Weihnachten. Ich hab auch noch alle Kleider, die meine Mutter für unsere Puppen (große Schwester und ich!) genäht und gestrickt hat, z.B. Mäntel mit passenden Mützen dazu!!!!! Und Lametta hatten wir auch am Baum…..
    Gruselig war es, als meine Puppe „blind“ wurde, d.h. die Augen in den Kopf fielen. Dafür gab es dann den „Puppendoktor“. Wunderschöne blaue Augen hatten sie, als sie zurückkam.
    Und Feuerzangenbowle mag ich auch!
    Liebe Grüsse, ich hoffe, du bist wieder ganz fit, Brigitte

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  3. Dezember 13, 2012 3:29 pm

    Ein Tretauto, das war auch für mich ein unerfüllter Traum damals. Am besten eins von den schnittigen Kettcars, damals leider nicht zu finanzieren für meine Erzeuger. Meinem Kind hab ich diesen Traum dann erfüllt irgendwann, dummerweise lernte er zwei Tage später mit dem Fahrrad zu fahren und das schicke Kettcar versauerte im Keller.
    Ergo: Tretautos werden überschätzt 😉

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  4. Dezember 13, 2012 8:49 pm

    Tja, auch der Weihnachtsmann liebt präzise Formulierungen 😉

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  5. Dezember 13, 2012 10:17 pm

    Meine Erinnerung an meinen Nikolaus?: jährliche Standpauke!
    Vielleicht war Dein Weihnachtsmann ja auch ein bisschen begriffstutzig!
    Schöne Adventszeit!

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  6. Januar 14, 2016 6:54 pm

    ich sehe es auch gerade an meinem Sohn wir haben ihm ein Tretauto zu Weihnachten geschenkt und er ist überglücklich gewesen…
    mittlerweile sind die Tretautos so innovativ und auch das Design hat sich positiv verändern.
    machnmal schaue ich auf
    http://www.tretauto-test.de und welke in Erinnungen….

    Gruß

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  7. Juni 30, 2017 11:32 am

    Hallo,

    ich denke so wie Emil geht es vielen. Natürlich sind auch Tretfahrzeuge eines der beliebtesten Kinderspielzeuge überhaupt. Jedoch sind die bereits damals sehr teuer gewesen und nicht jede Familie konnte sich das leisten. Ich hoffe aber das Emil sein Traum erfüllen konnte und ein Tretauto oder Kettcar für Erwachsene gekauft hat.

    Mit freundlichen Grüßen
    Johannes

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    • Juli 7, 2017 6:36 pm

      Damals das Problem war wohl eher, dass es in der DDR gar keine Tretautos gab. Oder wenn, dann konnte man nicht einfach in den Laden gehen und eins kaufen. Da brauchte man schon Beziehungen 😉

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