Totensonntag für Kletterer
Totensonntag in der Sächsischen Schweiz.
Man, also Sächsische Kletterer, macht sich auf zur Hohen Liebe.
In Scharen. So großen Scharen, dass man vom Berglein nicht mehr viel sieht.
Oben auf dem Gipfel steht ein Gedenkstein. Ein Ehrenmal für ums Leben gekommene Bergsteiger. Dort legt man Kränze ab und gedenkt der ums Leben gekommenen.
Ursprünglich war das Ehrenmal den im 1. Weltkrieg ums Leben gekommenen Bergsteigern gewidmet. So eine Art Kriegerdenkmal in luftiger Höh.
Das wurde aber schon lange geändert und die meisten schon meiner Generation wissen das vermutlich nicht mehr.
Heutzutage denken oder beten wir für die toten Kletterfreunde.
Der Bergsteigerchor des SBB singt ein paar Lieder.
Dann laufen alle zum Dom. Eine Stunde dauert die kurze Wanderung und unwissende Urlauber dürften sich ziemlich erschrecken, wenn sie diesem sich durch die Sächsische windenden Lindwurm treffen. Vielleicht kommen sie nie wieder, die Urlauber, fühlen sich betrogen. Von wegen Ruhe und Erholung im Elbsandstein. Von Frühjahr bis Herbst klimpern die überall in den Wänden rum. Und jetzt das!
Spätestens am Dom packen alle ihre Kocher aus, auch ganz alte sind dabei. Und es wird Glühwein gemacht und getrunken. Man trifft ein paar Bekannte, falls man die an der Hohen Liebe nicht schon begrüßt hat (am Dom ist alles etwas übersichtlicher), spricht über vergangene Bergfahrten und Urlaubsabenteuer und verabredet sich vielleicht für neue. Man bewundert den neuesten Nachwuchs und prophezeit diesem eine große Kletterkarriere. Die Kinder, die schon laufen können, braten sich Würstchen und was Kinder eben so mögen an einem kleinen Feuerlein. Der Bergsteigerchor singt nach ein paar Runden Glühwein noch ein paar Lieder.
Und dann gehen alle wieder nach Hause.
Und wenn man Glück hat und zum Beispiel wegen der Prinzessin schon etwas eher losgegangen ist, kann man tatsächlich noch ein bisschen allein durch den Wald laufen.
Früher übrigens, da schliefen wir an diesem einen speziellen Wochenende im Freien und wanderten von unseren Boofen aus zu Hoher Liebe und Dom.
Aber das ist ja nun verboten, das Boofen. In unserem schönen vereinigten Großdeutschland. Deshalb kommen jetzt alle mit dem Auto. Fragt sich, was der Natur bekömmlicher ist…
Und wie drei Frauen und ein Baby mit 18 Liter Wasser überleben, erzähle ich Ihnen morgen
Erinnert mich an die Bergmessen in meiner Heimat Berchtesgaden…
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Ein gemeinsames Erleben. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß auch das nachläßt …
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Aber manchmal liegt das auch ein bissel an uns selber.
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An uns selbst, ja, und an den geänderten Umständen …
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Das wär nix für mich. Viel zu anstrengend und viel zu voll. Als Bergfest ist mir das Forcheimer Annafest lieber, da gibts viele Brauereien am Berg und man muss nicht klettern.
Aber eine Frage hätt ich doch: was sind/ist „Boofen“?
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Boofen ist Übernachten im Freien, aber unter einem Felsvorsprung, in der Sächsischen Schweiz. Schaust Du auch hier: http://www.el-fis.de/region/boofen.html
Ach ja, das sind natürlich sehr viele Menschen. Aber man trifft da wirklich ALLE. Und das ist das schöne
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Vielleicht sollte man seinen Schlafsack einfach mitnehmen und sich einrichten. Ganz heimlich.
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Nee, Du, auf das Katz und Maus Spiel habe ich keine Lust mehr. Die Strafen sind teilweise so drastisch und empfindlich hoch. Und ohne Feuer in einer Boofe zu sitzen, die einzige Möglichkeit, wirklich nicht erwischt zu werden, ist auch nicht erstrebenswert. Zu DDR-Zeiten gabs ja auch immer mal Boofen-Verbote. Für NICHT-Kletterer. Aber im Großen Deutschland widerspräche das wohl dem Gleichheitsprinzip
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Eigentlich ein trauriger Anlass. Aber schön zu sehen das die Menschen bei so etwas zusammenrücken und gemeinsam gedenken können.
Mir persönlich wäre es aber zu viel, ich liebe die Einsamkeit und Ruhe der Berge.
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Ja, wie gesagt, dass ist ein Ausnahmetag. Wer Ruhe sucht, sollte diese am Totensonntag nicht zwischen Ostrau, Falkenstein, Schrammsteinen, Hoher Liebe und Dom suchen
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