Zum Inhalt springen

Jack allein im Park

Februar 15, 2012

Letztens, als die kleine Englischstunde etwas länger ausfiel als geplant, begab sich Jack, der Freund, der in Texas geboren und aufgewachsen ist, in dunkler Nacht nach Hause. Und weil es gerade etwas schneite und er ja nun schon lange in L.E. wohnt, kennt er sich aus und vermutete, dass bei solchen Wetterunbilden keine Straßenbahnen mehr fahren würden. Außerdem war es wirklich schon sehr spät, um nicht zu sagen früh. Da fährt eh nichts mehr in unter die Stunde gehenden Abständen.

Und weil er sich ja auskennt, beschloss er also, die drei Haltestellen nicht einfach nur zu laufen, sondern abzukürzen.

Durch den Park.

Leise rieselte der Schnee.

Gerade genug, um die Spuren des Tages zu bedecken, aber auch nicht zu viel, das es einen kleinen Querfeldeinspaziergang wegen der drohenden IM-Schnee-Versinken-Gefahr verhindert hätte.

So stapfte er also los.

Quer durch den Park.

Den größtenteils unbeleuchteten Park.

Mühelos überwand er eine kleine Böschung.

Als er eine Art Glätte unter dem Schnee spürte, stutzte er.

Gibt es hier nicht einen Teich?

Eiskalt lief es ihm den Rücken runter.

So eiskalt, dass er erstarrte.

Und war da nicht auch immer so eine kleine eisfreie Stelle, wo sich das ansässige Wassergeflügel gern aufhält?

Da stand er nun, der Held, der in einem vorigen Leben noch todesmutig so manch brenzlige Situation bei der Verteidigung der Interessen seiner Amerikanischen Landsleute in irgendeinem wüsten Land unbeschadet überstanden hatte, und fürchtete um sein Leben.

Wo nur ist dieses verdammte Eisloch?

Und überhaupt: Hält das Eis?

Wo bin ich überhaupt?

Welches Ufer ist näher?

Soll ich lieber zurück gehen, oder weiter?

Wo nur ist dieses Wasserloch?

Und wieso ist hier kein Licht?

Schlotternd vor Angst erreicht er das Ufer.

Und rennt den Lichtern entgegen. Zur Straße. Da gibt es keine Teiche. Und Wasserlöcher. Und da haben die Deutschen auch Lampen hingestellt.

10 Kommentare leave one →
  1. Exilbayerin permalink
    Februar 15, 2012 7:19 am

    Ach Gott, der Arme! Dabei hätte es sehr idyllisch sein können, dieser kleine Spaziergang…

    Like

  2. Februar 15, 2012 9:57 am

    Naja, es ist wirklich nicht leicht, immer ein Held zu sein. 😀
    Ich werde mir das merken müssen mit dem Teich und dem Wasserloch in dem Park.

    Like

  3. Februar 15, 2012 11:31 am

    Dabei war das nur ein Teich, ob ich nachts um diese Zeit durch den Central Park in New York laufen würde, ich weiß ja nich..
    Trotzdem eine unangenehme Situation, da hätte ich wohl auch Schweißperlen auf der Stirn gehabt 😀

    Like

  4. Februar 15, 2012 1:18 pm

    Da hat er wohl Glück gehabt, der Jack 😉

    Like

  5. Februar 15, 2012 4:31 pm

    Ich mag die Geschichten um Jack (und er ist mir auch sehr sympathisch). Weiß er, dass du hier über ihn schreibst? Wenn ja, sag ihm ganz liebe Grüße und er soll sich nicht unterkriegen lassen im Wilden Osten 🙂

    Trotzdem sollte er evtl. mal seine Augen checken lassen: Schnee + Widerschein einer Großstadt, da sollte man eigentlich ohne Probleme sehen können. Oder gab es anderweitig bedingte Ausfallerscheinungen? 😉

    Like

    • Februar 15, 2012 6:19 pm

      Zu Jacks Entschuldigung muss ich sagen, dass bei Neuschnee und im unbeleuchteten Park der Schnee zwar reflektiert, der Teich sich aber wirklich kaum von der Wiese unterscheidet und auch wirklich nicht zu erkennen ist, wo der Teich aufhört. Und auch das Wasserloch ist da nicht zuerkennen. Vor allem nach so einer langen Englischstunde, wo es ja nicht nur um Fragen der Unterschiede zwischen dem Amerikanischen und Britischen Englisch geht, sondern manchmal auch zum Beispiel darum, ob nun ein Scotch oder ein Bourbon .. naja, usw. 😉
      Und ich werde ihn von Dir grüßen, das mache ich. Zum Glück hat er Humor und bis jetzt noch nichts an meinen gelegentlichen Erzählungen über ihn und seine Abenteuer im wilden Osten auszusetzen gehabt.

      Like

  6. Februar 15, 2012 6:20 pm

    @ all
    Ich sach ja immer: geh nie ohne Taschenlampe aus dem Haus!!!

    Like

  7. Februar 15, 2012 9:44 pm

    Na Gott sei Dank.Wär‘ echt schade gewesen um den Jack – ich lese nämlich so gern von ihm! 😉

    Like

  8. Februar 16, 2012 5:31 pm

    Ja, ja, nächtliche „Ausflüge“ und Queerparkein-Stapfereien in Good Old Germany können ganz schön abenteuerlich sein! 😉

    Like

    • Februar 16, 2012 5:40 pm

      Zumindest wenn man sich doch nicht so gut auskennt, wie man(n) gern behauptet.
      Willkommen auf meinem Blog!

      Like

Meinungen?