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Italienerinnen mit grossen Koffern und Polizisten mit Maschinenpistolen

Februar 5, 2012

Als ich gestern ins Hostel kam, stapelten sich Koffer im Zimmer. Vier grosse Koffer! Dabei waren doch nur noch zwei Betten frei? Das konnten  nur Italinerinnen sein. Italienerinnen, die nicht per Flugzeug angereist waren. Denn da bevorzugt der gemeine Italiener- und auch die gemeine Italienerin- kleine Koffer, die als Handgepaeck durchgehen. Er hat es naemlich immer eilig, der Italiener, und keine Zeit zum Ein- und Auschecken.  Reist SIE aber mit Zug oder Auto, die Italienerin, schleppt sie gern den ganzen Kleiderschrank mit. Gegen Mitternacht wurde ich dann von froehlichem Italienischen Geplapper aufgeweckt. Wusste ich’s doch! Dabei machten die zwei Laerm fuer fuenf, obwohl sie wirklich bemueht waren, leise zu sprechen. Und um den Redefluss nicht unterbrechen zu muessen, wusch sich jede bei offener Badtuer. Man kann uebrigens auch mit Zahnbuerste im Mund flott reden. Und zum Pullern muss die Klotuer auch nicht geschlossen zerden, wegen des Redeflusses versteht sich.

Heute hat mich dann der Wettergott verlassen. Es ist zwar wärmer, aber dafür schneit es. Dazu pfeift ein unangenehmer Wind. Nach dem Frühstück fahr ich zum Place de la Concorte und weiter Richtung Louvre. Den schau ich mir aber nur von außen an. Da stehen viel zu viele Menschen am Einlass. Außerdem will ich eh zur Ile de Cité. Unterwegs komme ich noch an einer hübschen Kirche und einem Rathaus vorbei. Und ich helfe einer Asiatin, den Weg zu finden. Über Pont Neuf geht es dann auf die Insel.
Notre Dame habe ich mal vor vielen Jahren morgens 8:00 Uhr gesehen, nachdem wir mit dem Nachtzug aus Südfrankreich gekommen sind. Da war’s schön leer. Wegen des Wetters hält sich der Besucherstrom heute auch in Grenzen. Drinnen ist Gottesdienst. Oh, und hier sind auch all die Touristen. Niemand hält sich an das Fotografierverbot. Ungeniert knipst alles alles. Also hol ich meine Kamera auch wieder raus. Und hör dem wunderschönen Gesang zu.
Ich lauf noch ein bissl über die Insel und an der Seine entlang, dann schlendere ich ins Quartier Latin und setze mich in ein Restaurant. Das Viertel ist wunderhübsch mit kleinen Gässchen und richtig vielen Restaurants. Ich hätte zwar gern im Marais gegessen, aber ich habe Herrn Ärmel vergessen zu fragen, wo das eigentlich ist. Aber im Bistro30 ist es auch super lecker. Es ist auch gar kein Bistro, sondern ein richtiges Restaurant. Es gibt gebackenen Käse als Vorspeise, dann Ente in Orangensoße und als Dessert ein Parfait, Mousse au Chocolade, Apfeltorte mit Schlagsahne und Kaffee.
Nudeldick verlasse ich den Tempel der Versuchung und mache mich auf zum Invalidendom. Ich komme am Musee d’Orsey vorbei, wo schon wieder eine riesige Menschenschlange am Einlass steht. Flüchten die alle vorm Schnee und der Kälte? Oder renne ich Depp an DER Ausstellung vorbei? Wie dem auch sei, in der Kälte anstehen ist nicht so mein Ding. Ich trabe weiter, immer schön an der Seine entlang. Aber am Place de la Concorde gebe ich auf.
Ich will jetzt doch lieber noch mal den Champs Elysees runter tappeln. Schließlich kenne ich den nur nachts, oder leer, oder mir lauter Radrennfahrern drauf. Und ich muss ja noch nach Mitbringseln schauen. Ich hoffe doch die Läden haben auf, nicht das ich doch noch in so einen Souvenirshop muss.
Erwartungsfroh wackle ich los. Und werde nicht enttäuscht. Noch bevor ich fußlahm am Arc de Triomphe ankomme, habe ich alles, was ich brauche. Außer Briefmarken. Dabei habe ich die Karten teilweise schon Freitag geschrieben, in der Hoffnung, sie kommen nicht all zu viele Tage nach mir an.
Auf dem Champs Elysees patroullieren wieder schwer bewaffnete Milizen. Ich hoffe, die sind nur zur Abschreckung da. Denn was sollen die mit ihren Maschinenpistolen machen, wenn tatsächlich was passiert? Um sich schießen?
So, die nächsten 10 Jahre muss ich auch nicht mehr hierher. Hier ist Paris mir zu pompös. Ich mag es mehr da, wo es die kleinen Gässchen gibt. Da macht Bummeln und Schlendern Spaß. So wie in Montmartre, im Quartier Latin oder auch auf der Ile Saint Louis. Auf letzterer war ich dieses Jahr allerdings nicht, aber ich weiß von einem früheren Besuch, dass es da schön ist.
7 Stunden bin ich heute durch die Gegend gerannt. Morgen geht es zurück nach Hause. Hoffentlich klappt das mit den Zügen besser als am Freitag.

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9 Kommentare leave one →
  1. Februar 6, 2012 12:51 am

    Quartier Latin war auch mein persönliches Highlight damals, jedenfalls bis die Sperrstunde unverhofft zuschlug, aber da lässt es sich aushalten. Champs Elysees, naja, wer auf Dior, Cartier oder was da noch so rumhängt abfährt, ich war da nur beim McDonalds *g*, aber wenn man in Paris ist muss man das wohl gesehen haben. Wenn man den Arc de Triomphe sehen will kommt man ja zwangsläufig dahin.

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  2. Februar 7, 2012 11:17 am

    Ach, ganz kurze Zeit lang hatte ich das Bedürfnis, spanisch lernen zu müssen. Jetzt, nach dem ich deinen Bericht gelesen habe, muss ich meiner Tochter zustimmen, die mich ständig nervt, meine „alten“ Sprachkenntnisse wieder aug´fzufrischen. So wird es wohl werden. 😀
    Drück mir mal ein ganz klein wenig die Daumen. Ich habe morgen einen Wohnungsbesichtigungstermin in meiner liebsten Lieblingsgroßstadt.

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    • Februar 7, 2012 11:44 am

      Oh ja, da drück ich Dir die Daumen. Und Französische Kenntnisse auffrischen lohnt sich. Zwar sprechen inzwischen viele Pariser Englisch, aber es ist auch schön, sich in der Landessprache unterhalten zu können

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  3. Februar 7, 2012 2:42 pm

    Das Marais liegt im 3./4. Arrondissement zwischen der Place de la République und der Place de la Bastille.
    sorry, ich werde mich zukünftig bemühen, exaktere Angaben zu machen

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    • Februar 7, 2012 7:17 pm

      Ja, ist ja meine Schuld. Hätte es ja mal guggeln können. Aber ich war sicher, das stünde auch in meinem Reiseführer. Stand es aber nicht. Naja, im Quatier Latin wars auch lecker.

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  4. Februar 7, 2012 5:44 pm

    Schöner Bericht, weckt so einige Erinnerungen! Allerdings trieb ich mich eher am Montmartre, hügelabwärts von Sacré Coeur herum.
    LG

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    • Februar 7, 2012 6:42 pm

      Ja, aber da hab ich doch gewohnt!!! Und mich gleich am Freitag umgesehen. Samstag war ich auf dem Friedhof und überhaupt…

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  5. Februar 7, 2012 7:05 pm

    Wenn du das Marais suchst, schau mal nach Place des Vosges – der ist nämlich mittendrin. 😉

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